WENN DU HIER FERIEN BUCHST, GRäBST DU DINO-KNOCHEN AUS

Ein Luxushotel und ein Reisebüro bieten Dinosaurier-Touren an – bei welchen du selbst uralte Knochen ausgräbst. Wir haben bei einem Schweizer Paläontologen nachgefragt, was er davon hält.

Um aus der Masse hervorzustechen, lassen sich Hotels so einige kreative Angebote einfallen – wie zum Beispiel Rabatt, wenn du nach einem Aufenthalt Eltern wirst. Ziemlich ausgefallen ist auch ein Angebot des Hotels Montage Big Sky in Montana in den USA: ein Tagesausflug, um gemeinsam Dinosaurier-Knochen auszugraben.

Mit dem Helikopter zu den Dinoknochen

Auf der Website des Hotels ist die nicht gerade alltägliche Aktivität unter den buchbaren Ausflügen als «Dino Dig & Missouri Breaks Ranch Tour» aufgelistet. Der Tagesausflug dauert acht Stunden oder länger und nimmt Gäste nach einem Helikopterflug auf eine private Ranch sowie bekannte Ausgrabungsstätte für Fossilien in Montana mit.

Den Preis für den Ausflug gibt es nur auf Anfrage, dürfte jedoch nicht ganz günstig sein. Wer im Montage Big Sky übernachtet, bezahlt ab 530 Franken pro Nacht.

Können Gäste die Knochen gar nach Hause nehmen?

Gemäss dem US-amerikanischen Lifestyle-Magazin «Robb Report» findet die Ausgrabung auf der Wickens' Ranch statt. Mehr noch: Alle Fossilien, die die Teilnehmenden ausgraben, dürfen sie nach Hause nehmen.

Woher «Robb Report» diese Information hat, ist jedoch unklar. Das Hotel selbst legt nicht offen, ob die Fossilien nach Hause genommen werden dürfen oder nicht.

Ist Dinosaurier-Tourismus der neue Trend?

Doch Montage Big Sky ist nicht der einzige touristische Player, der sich für Fossilien zu interessieren scheint. So bietet das britische Reisebüro The Luminaire in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Forschungszentrum und Museum Naturalis Biodiversity Center siebentägige Luxus-Expeditionen nach Wyoming an.

Auf der Reise haben vier Personen die Möglichkeit, gemeinsam mit Forschenden an einer geheimen Ausgrabungsstätte die 150 Millionen alten Knochen eines Diplodocus-Sauriers auszugraben. Kostenpunkt: ab 42'800 Franken pro Person.

Das sagt ein Schweizer Paläontologe dazu

Wie sieht ein Experte diesen Trend? Wir haben beim Paläontologen Christian Klug vom Paläontologischen Institut der Universität Zürich nachgefragt. Ihn stören diese touristischen Angebote nicht per se. «Im optimalen Fall helfen Touristinnen und Touristen damit den Forschenden. Dann ist es eine Win-win-Situation». Er vermute, dass die Laien bedeutende Fundstücke nicht behalten dürfen und die Paläontologinnen und Paläontologen vor Ort kontrollieren, was davon in eine wissenschaftliche Sammlung komme.

Aber selbst wenn: Laut Klug gibt es einige Fundstellen, wie beispielsweise in der marokkanischen Kem-Kem-Region, wo nur kleine Einzelteile wie Knochenfragmente oder Zähne gefunden werden. «Solche Fossilien sind oft recht beschränkt in der wissenschaftlichen Aussagekraft und daher kein Verlust, wenn sie in private Hände gelangen.» Früher oder später landen die meisten privaten Funde, die wissenschaftliches Potenzial haben, ohnehin in einem Museum, so der Experte.

Es gibt einige Dinosaurier, die nicht gerade selten sind.

Seiner Meinung nach haben öffentlich zugängliche Ausgrabungsstätten meistens keine negativen Auswirkungen auf die Forschung – im Gegenteil: «Ich sehe, dass Laien auf diesem Weg auch die Freude des Suchens und Findens erleben und hoffentlich etwas Positives mit unserer Wissenschaft verbinden.»

Er halte es zudem für äusserst wichtig, die Thematik differenziert zu betrachten. «Tatsächlich profitieren wir Profis sehr oft von Laien, die bedeutende Funde machen und diese uns in glücklichen Fällen sogar schenken.»

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