ANBIETER ZAHLT DRAUF: SO FUNKTIONIERT DAS GESCHäFT MIT PAUSCHALREISEN

Flug, Hotel, Transfer, alles inklusive: Pauschalreisen bieten mehr und sind doch billiger als Individualreisen. Den Verlust machen die Anbieter später wieder wett.

Bald beginnen die Sommerferien, die meisten Menschen in der Schweiz reisen dann ins europäische Ausland. Die Anbieter locken mit Tiefstpreisen. Eine Woche Ägypten im Juli mit Hin- und Rückflug und 3-Sterne-Hotel gibt es pro Person schon für weniger als 380 Franken.

Meist sind dann auch Extras wie der Transfer vom Flughafen zum Hotel inbegriffen. Wer besonders früh zuschlägt, findet oft noch bessere Angebote für Pauschalreisen, also der Kombi aus Flug und Hotel.

Einzelbucher zahlen drauf

Wer aber beides einzeln bucht, muss deutlich mehr bezahlen. Beim Beispiel Ägypten kostet der Flug im selben Zeitraum und das günstigste Hotel weit über 1000 Franken.

Dazu kommt, dass es bei Ausfällen wie zuletzt der Pleite des Reiseriesen FTI bei Pauschalreisen eine Entschädigung vom Garantiefonds der Schweizer Reisebranche gibt, während bei Einzelleistungen die Gefahr besteht, dass ohne zusätzliche Versicherung das Geld verloren ist.

Wie rentieren sich also so tiefe Preise für die Pauschalreisen und warum sind sie so viel günstiger als Einzelbuchungen?

Genauso wie die Reiseveranstalter sind auch die Hotels und Airlines an einer hohen Auslastung interessiert. Die drei Parteien sind gute Partner. Die Anbieter kaufen von den Airlines und Hotels ein festes Kontingent an Flügen und Zimmern ab und berechnen dann ihre Preise, sagt Tourismus-Professorin Ina zur Oven-Krockhaus zur «Wirtschaftswoche».

Preise unter dem Einkaufspreis

«Anfang des Jahres sind viele Veranstalter daran interessiert, die Kapazitäten zu füllen und locken die Kunden mit grossen Frühbucherrabatten», sagt Oven-Krockhaus. Die Rabatte liegen sogar oft unter den Preisen, die Reiseveranstalter an die Hotels und Fluggesellschaften bezahlt haben.

Diesen Verlust holen die Anbieter wieder ein bei den restlichen Plätzen. Die Preise und damit auch die Margen steigen umso mehr, je näher die Hauptreisesaison rückt und je ausgebuchter eine Reise ist. «Das sind betriebswirtschaftliche Gesetzmässigkeiten. Deshalb sind die Angebote in den Sommerferien oft deutlich teurer», sagt Oven-Krockhaus.

Als Pauschalreiseanbieter ist auch mehr Spielraum möglich. Wenn die Flüge zu einem Zeitpunkt teurer, die Hotels aber noch günstig sind, können sie die Preisunterschiede ausgleichen. Oft sei bei der Preisgestaltung mittlerweile auch künstliche Intelligenz im Einsatz, mit der sich die Preise nahezu automatisch an die aktuelle Nachfragesituation anpassen lasse.

Eine Rolle beim Preis spiele auch die Konkurrenz. Die Veranstalter versuchen oft, die billigsten zu sein. Die Marge bei Pauschalreisen liege bei durchschnittlich acht bis zehn Prozent. «Es liegt dann im Ermessen des Veranstalters, ob er Sonderaktionen oder Verkaufsanreize schafft – und auf einen Teil seiner Marge dabei verzichtet», so Oven-Krockhaus.

Frühbucherrabatte für die Sommerferien gibt es jetzt keine mehr. Doch schon jetzt locken die Anbieter mit saftigen Rabatten für Herbst und Winter.

Das sind die Tipps der Tourismus-Professorin für günstige Individualreisen

Manchmal lohnt sich laut der Expertin aber auch die Individualreise preislich. Wenn die Kapazitäten der Reiseanbieter schon nahezu ausgebucht sind, könnten Reisende vor allem für Übernachtungsangebote noch Schnäppchen finden. Ausserdem lohne es sich, bei Airlines nach neuen Flugstrecken zu schauen, diese gebe es oft für ein günstigeres Angebot.

Übrigens sind Anbieter wie Booking.com in der Schweiz meist deutlich teurer. Deshalb solltest du diese Tipps beim Ferienbuchen beachten.

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