«WENN MAN SICH VERLäUFT, KANN DAS LEBENSGEFAHR BEDEUTEN»: TOURISTEN VERSCHWINDEN IN GRIECHENLAND AUF MYSTERIöSE WEISE

In letzter Zeit scheint der griechische Traumurlaub immer öfter zum Albtraum zu werden. Fälle von vermissten Touristen häufen sich. Was steckt hinter der Serie?

Es begann mit dem berühmten TV-Moderator und Arzt Michael Mosley (†67). Der Brite machte mit seiner Familie Ferien auf der griechischen Insel Symi, als er plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war. Bei Extremtemperaturen wurde eine grossflächige Suchaktion eingefädelt – nur einige Tage später war klar: Der Familienvater kam bei einer Wanderung vom Weg ab und brach zusammen, woraufhin er starb.

Seither häufen sich die Fälle vermisster Touri-Wanderer auf unerklärliche Weise, wie der Griechenland-Korrespondent der «Berliner Morgenpost» schreibt. Nach Mosley unternahm auch ein Niederländer (†74) eine Wanderung auf der Insel Samos – und kehrte nicht zurück. Der Mann wurde kurz darauf tot in einer Schlucht gefunden.

Bisher fünf Todesfälle und drei Vermisste

Auch die grösste griechische Insel forderte bereits Todesopfer: Auf Kreta brachen ein 70-jähriger Franzose und ein 80-jähriger unbestimmter Herkunft unabhängig voneinander auf Wanderungen auf. Von beiden konnten nur noch die Leichen geborgen werden. Dasselbe Schicksal erlitt ein Amerikaner. Der Mann verschwand auf der kleinen Insel Mathraki bei Korfu – am Sonntag wurde seine angespülte Leiche an einem Strand gefunden.

Nach drei weiteren Vermissten wird noch immer gesucht: So verschwand Eric Albert Calibet (59) aus den USA am vergangenen Dienstag auf der Insel Amorgos. Der pensionierte Sheriff kennt die Insel eigentlich auswendig – er machte dort regelmässig Ferien. Trotzdem verschwand Calibet auf dem Weg in das Dorf Katapola.

Auf der Insel Sikinos sucht die Polizei seit Freitag nach zwei Französinnen (64 und 73). Die beiden kehrten nicht in ihr Hotel zurück.

«Das ist gegen jede Logik»

Ein möglicher Grund für diese plötzliche Serie an Todes- und Vermisstenfälle ist die Fahrlässigkeit einiger Touristen in der extremen Hitze, die seit zwei Wochen in Griechenland herrscht. An vielen Orten zeigte das Thermometer 40 Grad und mehr an. Der Chef eines Rettungsteams auf der Insel Samos, Dimitris Katatzis, appelliert an Touristen, vernünftig zu sein: «Manche Leute gehen bei 41 Grad ohne Kopfbedeckung ins Freie – das ist gegen jede Logik.»

Manoussos Stavrakis, ein Bergführer aus Kreta, meint, dass viele ihre Kräfte überschätzen. «Manche laufen mit völlig ungeeignetem Schuhwerk los, schützen sich nicht ausreichend vor der Sonne und nehmen viel zu wenig Wasser mit.» Zudem seien viele Touristen ortsunkundig – «wenn man sich bei einer Bergwanderung verläuft, kann das Lebensgefahr bedeuten.»

Laut dem momentanen Stand der Ermittlungen ist auch Michael Mosley von seiner Route abgekommen – und brach ohne genügend Wasser und Handy zusammen. Sein und das Schicksal der anderen Verunfallten veranlasste Lokalpolitiker nun, Wanderwege besser kennzeichnen zu lassen und Touristen verstärkt bewusstzumachen, sich vor Wanderungen adäquat zu informieren.

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