DIESES 54-QUADRATMETER-APARTMENT IN STOCKHOLM LEBT VON KLAREN FARBEN - UND KLAREN ENTSCHEIDUNGEN

Homestory

Klein, klug und voller Farbtupfer: Dieses 54-Quadratmeter-Apartment in Stockholm ist ein heiterer Spiegel seiner Bewohner.

Cristina Poelk, Art-Direktorin der Möbelmarke Hem, ist die optimale Begleitung für eine Wohnungsbesichtigung. „Ich weiß sofort, wie Räume aussehen und sich anfühlen sollen, egal ob es um ein geschäftliches oder ein privates Setting geht“, sagt sie. „Auch in meinem eigenen Apartment wusste ich genau, wo was hinsoll – und nach fast vier Jahren hat sich hier so gut wie nichts verändert.“ Das gerade mal 54 Quadratmeter große Apartment von Poelk und ihrem Mann befindet sich in Södermalm, einem zentral gelegenen und ziemlich angesagten Viertel Stockholms.

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Ein optimaler Grundriss für das Paar

„Das Apartment ist wahrlich nicht groß, aber als wir es kauften, war der Raum bereits optimal aufgeteilt: Die offene Küche geht ins Wohnzimmer über, das auch vom Flur aus zugänglich ist. Im Grunde ist es ein einziger großer Raum mit einem separaten Schlafzimmer, einem begehbaren Kleiderschrank und einem winzigen Bad.“ Solche Details sind wichtig, wenn man sich fragt, wie es kommt, dass sich diese Wohnung so viel größer anfühlt, als sie in Wirklichkeit ist. „Wir können uns hier zwar definitiv nicht weiter ausbreiten, aber das passt zu unserer jetzigen Lebensphase. Jeder Raum hat einen ganz bestimmten Zweck.“

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Historische Architektur, moderne Einrichtung

Das Apartment in Stockholm trägt noch die Spuren früherer Zeiten. So gibt es im Boden kleinere Flächen aus Stein: Dort standen Öfen, mit denen die Räume geheizt wurden, bevor es Heizkörper gab. „Irgendwann würde ich gern mal einen Historiker heranziehen, denn die Wohnung muss für einen ganz bestimmten Zweck konzipiert worden sein“, sagt Cristina Poelk. „Mir gefällt der Gegensatz zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Ich mag es, die Geschichte des Ortes zu spüren und ihn dann mit wirklich modernen Dingen auszustatten.“ Allerdings ist ihre Definition von „modern“ ziemlich weit gefasst, sodass auch Klassiker wie der Wassily Chair von Marcel Breuer und Flos-Leuchten ihren Auftritt haben. „Die gehören für mich einfach dazu“, lacht sie.

Manchmal ist sie ziemlich lange auf der Suche, bevor sie etwas Neues anschafft – aber damit hat sie kein Problem. „Manchmal sehe ich einen neuen Tisch oder eine neue Lampe und denke: Das Design ist absolut fantastisch. Ich verbringe viel Zeit auf inspirierenden Websites und arbeite mit gespeicherten Suchaufträgen; mitunter vergehen Jahre – doch dann taucht das Objekt plötzlich bei Ebay auf. Und wenn es mich dann noch immer begeistert, weiß ich, dass ich es bis an mein Lebensende gut finden werde. Wenn ich neue Gegenstände für mein Apartment in Stockholm kaufe, bin ich geradezu verliebt in sie.“

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Harmonie und Vintage-Funde

Ob sie Lieblingsstücke hat? Poelk kann sich nicht dazu durchringen, einzelne Stücke herauszugreifen. „Besonders stolz bin ich auf die Kombination all der vielen unterschiedlichen Dinge – auf die Harmonie zwischen Material, Form und Farbe“, sagt sie. „Es herrscht ein Gleichgewicht zwischen eher rauen Oberflächen und kaltem, glänzendem Metall, insgesamt eine eklektische Anmutung. Selbst wenn ich mir zunächst unsicher bin, ob etwas zueinander passt, funktioniert es komischerweise immer, denn das Ganze trägt meine persönliche Handschrift.“

Auf Nachfrage verrät sie dann doch einen ihrer liebsten (und jüngsten) Funde: ein Vintage-Bettgestell von Ikea, das Knut Hagberg, genannt Kromvik, designt hat. „Ich habe es mir aus Malmö schicken lassen. Doch dann stellte sich heraus, dass das Bettgestell entwickelt worden war, um den Verkauf einer Ikea-Matratze anzukurbeln – aber dass diese Matratze heute gar nicht mehr hergestellt wird!“ Die Suche nach einer Matratze, die zu den Maßen des verchromten Rahmens passt, wurde zu einer wahren Sisyphusarbeit. Aber sie war keineswegs umsonst. „Dadurch lege ich mich jetzt noch lieber schlafen in diesem Bett. Es gehört definitiv zu den Schätzen, die ich sehr lange in Ehren halten werde.“

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Kühlere, glänzende Vibes dominieren in der Küche, die für Cristina Poelk schon immer eine zentrale Rolle gespielt hat. „Hier verbringe ich die meiste Zeit“, erklärt sie. „Wenn wir Besuch haben, landen wir irgendwann in der Küche; das war in meiner Familie schon immer so. Wir lieben es, zu kochen, zu essen und alle um einen Tisch zu versammeln.“ Um das Herzstück des Apartments auszustatten, schaute sie ins Ausland. „Ich liebe Industrieküchen und -geräte, und wenn ich nach New York fliege, gehe ich als Erstes in die entsprechenden Läden. So etwas gibt es bei uns in Europa nicht.“

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Von grau zu farbenfroh

Vieles in diesem Apartment in Stockholm ist das Ergebnis von unendlicher Geduld und deutlich mehr als ein paar gespeicherten Suchanfragen, doch ein ikonisches Kunstwerk ist ihr geradezu in den Schoß gefallen: ein Vintage-Druck von Vitras „The Chair Collection“. „Das war wirklich Zufall“, erinnert sich die Art-Direktorin, die das Plakat als zerknitterte Rolle auf einem Flohmarkt entdeckt und für ein paar Dollar erworben hat. „Jeder, der zu mir nach Hause kommt, steht eine halbe Stunde davor, vor allem die Kinder. Ich finde diese unmittelbare Auseinandersetzung mit Design einfach toll, besonders wenn es Leute sind, die nicht in dieser Branche arbeiten. Das Poster zeigt, wie sich das Design von Stühlen im Laufe der Zeit verändert hat.“ Es hängt an der Wand zwischen Lieblingsstücken von Hem X, einem Geschäftszweig, den Poelk zusammen mit einer Kollegin gegründet hat, um in Zusammenarbeit mit Kurator:innen, Designer:innen und Künstler:innen Kunstwerke in limitierter Auflage zu entwickeln. „Ich fühle mich diesen Kunstwerken besonders verbunden, weil ich erlebt habe, wie sie entstanden sind. Ich werde leicht sentimental, wenn ich sie anschaue.“

Insgesamt tritt die kuratierende Hand hier jedoch in den Hintergrund; dieses Apartment in Stockholm soll so aussehen, als sei alles schon immer genau so gewesen. Dennoch weiß Cristina Poelk natürlich, dass das Leben lang ist und auch der Stil unterschiedliche Phasen kennt. „Wären wir uns vor acht oder neun Jahren begegnet, dann wäre alles schwarz, weiß oder grau gewesen – so sah damals schwedischer Minimalismus aus, und ich liebte diesen Look“, sagt sie. „Jetzt aber möchte ich nicht mehr dahin zurück. Es ist, als würde man das Fotoalbum seiner Eltern aus den 80er-Jahren durchblättern und sie fragen: ,Wie konntet ihr das nur tragen?‘ ‚Tja, es waren eben die 80er.‘ Jetzt, wo ich alt genug bin, um selbst unterschiedliche Phasen durchlaufen zu haben, verstehe ich das. Ich finde es charmant.“

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Zuerst erschienen bei AD USA.

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