MIT DEM MOUNTAINBIKE üBER DIE ALPEN: DAS SIND DIE SCHöNSTEN ROUTEN

Wer im Sommer auf der Fahrt in den Süden nicht im Stau stehen will, hat eine attraktive Alternative: Er kann sich mit dem Mountainbike oder dem Gravelvelo auf den Weg machen. Theoretisch eignet sich auch ein Rennrad für das Vorhaben, allerdings verlassen etliche motorisierte Ferienreisende die Autobahn zugunsten einer Pässefahrt. Damit man von Automobilen und Motorrädern verschont bleibt, empfiehlt sich darum ein Velo, das sich für Schotterwege oder Saumpfade eignet.

Zugegeben: Das Ganze kann zu einer grossen körperlichen Herausforderung werden. Die einen suchen genau das, die anderen nehmen ein E-Mountainbike zur Hilfe.

Routen

Für Einsteigerinnen und Einsteiger eignet sich insbesondere der Gardasee als Ziel. Den grössten See Italiens pedalierend zu erreichen, liegt vor allem bei deutschen Touristen schon länger im Trend. So führen gleich mehrere legendäre Bike-Strecken aus Deutschland an den Lago di Garda. Sie gelten als Classiques unter den sogenannten Transalp-Routen.

Heckmair-Route: Diese Route wurde 1989 von Andreas Heckmair ausgearbeitet und in der Mountainbike-Zeitschrift «Bike» veröffentlicht. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Heckmair-Route in der Eigernordwand, die von Andreas’ Vater gelegt wurde. Die Heckmair-Route fürs Bike gilt als erste Alpenüberquerung mit dem Mountainbike.

Wer die Route wählt, tut das vor allem aus nostalgischen Gründen. Denn inzwischen gibt es attraktivere Optionen. Die Route beginnt in Oberstdorf im Allgäu und endet nach sechs Etappen am Gardasee. Schweizerinnen und Schweizer steigen am besten am dritten Tag in Davos ein. www.heckmair-route.de

Joe-Route: 1995 entwickelte Achim Zahn alias Serac Joe die Joe-Route als Variante neben der Heckmair-Route. Sie führt teilweise parallel zur Strecke von 1989 ebenfalls von Oberstdorf nach Riva del Garda. Allerdings umfasst sie eine Etappe mehr, ist 120 Kilometer länger und weist mehr Höhenmeter sowie einige Schiebe- und Tragepassagen auf. Schweizerinnen und Schweizer können am dritten Tag in Scuol beginnen. https://www.gps-tour.info/de/touren/detail.6975.html

Albrecht-Route: 2004 veröffentlichte Andreas Albrecht eine Route von Garmisch-Partenkirchen nach Torbole am Gardasee auf seiner Website. Sie ist technisch weniger anspruchsvoll als jene von Heckmair und Joe. Albrecht hat seine Route zudem für E-Mountainbikes und Gravelbikes adaptiert. Auch bei Albrecht steigen Schweizerinnen und Schweizer am besten in Scuol ein. transalp.info/albrecht-route/

Tourenportal von Uli Stanciu: Wer einen möglichst hohen Singletrail-Anteil sucht, sollte sich an die Site von Uli Stanciu halten. Er scheint fast jedes Tal und jeden Übergang in den italienischen Alpen unter die Räder genommen zu haben. Hier lassen sich einzelne Teilstücke aneinanderhängen, wobei stets Infos zur Beschaffenheit des Untergrunds hinterlegt sind. Wer sich das Zusammenbauen sparen will, kann auch eine vorgefertigte Tour auswählen. www.bike-gps.com

Navigation

Um auf den richtigen Pfad zu finden, lädt man sich am besten die GPS-Daten auf ein Navigationsgerät oder aufs Handy. Die Routen von Heckmair und Joe findet man kostenlos auf der Navigations-App Komoot. Hier erhält man auch Infos zur Wegbeschaffenheit.

Die GPS-Daten von Albrecht und Stanciu bezieht man fairerweise über deren Portale. Die Kosten betragen bei beiden um die 15 Euro. Albrecht liefert für seine Touren zudem kostenlose Roadbooks mit wertvollen Informationen. Wer mit der Wahl der Route überfordert ist, schliesst sich einer geführten Tour an. Im Netz finden sich zahlreiche Anbieter.

Reisezeit

Auf allen Routen überquert man Pässe, die auf knapp über 2000 Meter über Meer liegen. Auf dieser Höhe liegt in der Regel von Mitte Juni bis Ende September kein Schnee. Wer den August vermeidet, kann kurzfristiger buchen oder sogar erst vor Ort spontan einchecken. Dabei gilt: Je grösser der Ort, desto einfach findet man in der Regel eine Unterkunft.

Sicherheit

Mit Vorteil begibt man sich nicht allein auf die Reise. Zu zweit oder zu dritt ist man in den Bergen sicherer unterwegs und kann sich im Notfall gegenseitig unterstützen und Hilfe anfordern. Bricht man dennoch zu einem Solotrip auf, empfehlen sich dafür die Monate Juli und August. Denn dann befinden sich meist noch andere auf der Strecke. Auch ist es in diesem Fall ratsam, einen GPS-Spotter mitzunehmen, mit dem man auch in einem Funkloch einen Notruf absetzen kann.

Gepäck

Ein kleiner Tagesrucksack ist das ideale Gepäckstück auf dem Bike. Theoretisch sind diese Rucksäcke tatsächlich für Tagestouren gedacht, praktisch kann man damit sehr wohl eine ganze Woche oder sogar länger unterwegs sein.

Eine Regenjacke ist selbst bei guten Prognosen sinnvoll. Zum einen sind Wetterwechsel immer möglich, zum anderen schützen die Jacken auch vor Wind. Essenziell ist das Ladekabel fürs Handy. Schliesslich kann ein Smartphone auch als Zahlungsmittel, Übersetzer und vieles mehr dienen.

Rückreise

Für die Rückreise gibt es verschiedene Optionen. Wer einen Direktzug nach Zürich möchte, findet diesen in Peschiera del Garda, täglich ohne Umsteigen (ab 16.48 Uhr, an 22.27 Uhr), sechs Stunden Fahrt für 75 Euro in der 2. Klasse oder 115 Euro in der 1. Klasse. Ein Veloplatz kostet 12 Euro.

Die Herausforderung: Peschiera liegt am anderen Ende des Sees, rund 60 Kilometer von Riva del Garda entfernt. Die Strecke ist flach und schön, wenn sich der Verkehr auf der Hauptstrasse in Grenzen hält. Oder aber man nimmt das Boot nach Sirmione (direkt) oder nach Peschiera (mit Umsteigen in Garda). Bei der Velomitnahme gilt es, die Farben im Fahrplan zu beachten. Es gibt Weiss (kein Problem), Gelb (wenig Platz auf dem Boot) und Rot (Velos nicht erlaubt). www.navigazionelaghi.it

Relativ stressfrei ist die Rückreise auch über München. Während der Saison gibt es fünfmal in der Woche Shuttlebusse von Riva del Garda in die bayrische Landeshauptstadt (sieben Stunden Fahrt, ab 130 Euro). Von dort fahren täglich sieben Direktzüge nach Zürich (dreieinhalb Stunden, ab 50 Euro). www.fahrtwind.de

2024-04-20T20:00:49Z dg43tfdfdgfd