GEHT ES NACH DEN FINNEN, SAUNIERT DIE GANZE SCHWEIZ FALSCH

Fast alle Finnen und Finninnen besuchen regelmässig eine Sauna – allerdings machen sie das ganz anders, als du es aus der Schweiz gewohnt bist. Ein Saunabauer erklärt die Unterschiede.

Erfunden haben die Finnen die Sauna nicht – schon im alten Ostasien und bei indigenen Völkern Mittelamerikas gab es Schwitzbäder. Dafür hat das Land im Norden aus dem Saunieren eine Kultur gemacht: Auf 5,5 Millionen Finnen kommen drei Millionen Saunas, nahezu jeder und jede im Land besucht regelmässig eine davon. Viele haben ein privates Exemplar bei sich zu Hause. Marko Tattari kennt sich damit bestens aus: Der Finne führt die Firma Suomi Saunabau GmbH in Bubendorf und erklärt, wie es in einer finnischen Sauna wirklich abläuft.

Getrennt statt zusammen

In Finnland ist man keineswegs prüde, die Finnen kennen ihre Familie und Freunde nackt – denn so geht man zusammen saunieren. In öffentlichen Saunas schwitzen und Frauen und Männer allerdings meist getrennt. Tattari erklärt: «Gibt es keine aufgeteilten Bereiche, gehen die Frauen zuerst saunieren, danach machen es sich die Männer bequem.»

Verrückte Aufgüsse? Fehlanzeige!

Hast du auch schon mal einen Minze-Eis-Aufguss miterlebt, bei dem Obst verteilt wurde, mit Sträuchern geraschelt und du eng aneinander mit 20 weiteren Gästen in der Sauna eingepfercht warst? In Finnland unvorstellbar. Stattdessen nehmen die Finnen und Finninnen die Aufgüsse selbst in die Hand und bleiben bei simplem Wasser – dafür deutlich häufiger denn …

Alles andere als trocken

… «das, was eine finnische Sauna auszeichnet, sind nicht die 110 Grad Temperatur, wie in der Schweiz oft behauptet wird.» Worauf es stattdessen ankommt? «Das Wasserwerfen, das sogenannte Löyly. Durch die spezielle Technik kann die Luft zirkulieren und man besser atmen. Die Temperatur kann sich irgendwo zwischen 40 und 120 Grad bewegen, 75 bis 85 Grad sind ideal.»

Tattari vergleich die Sauna hierzulande mit einem stickigen Meeting-Raum in einem Büro: «Ohne frische Luft bekommt man Kopfschmerzen, es geht einem danach schlechter als vorher. In der Sauna soll das Gegenteil passieren.» Auch von den Vorteilen für die Gesundheit, das Immunsystem und die Haut kann man laut Experte nur profitieren, wenn in der Sauna genug Feuchtigkeit ist.

Zeit ist Nebensache

Wenn du dich in die Sauna setzt, drehst du zuerst die Sanduhr um? Darüber kann der Saunabauer nur lachen: «Das kann ich nicht verstehen, das ist wirklich dumm. Wieso sollte man auf eine Sanduhr mehr hören, als auf den eigenen Körper?» Würde es einem schon nach fünf Minuten schwindelig, solle man aufstehen und gehen, statt sich zu quälen. «Wenn nicht, kann man auch 20, 30 oder mehr Minuten in der Sauna bleiben.»

Das Handtuch? Eine Nummer kleiner

Wehe dem, der in der Schweiz ein Körperteil auf die Bank legt, ohne dass ein Handtuch eine Barriere zwischen Schweiss und Holz bildet. In Finnland sieht man das lockerer: «Es ist schon gut, ein Handtuch unter das Gesäss zu legen, um das Holz zu schützen. Eine XXL-Frotteeunterlage braucht es aber nicht, über Nacht trocknet die Sauna ja wieder.»

Zum Quatschen in die Sauna

Meist herrscht in der Sauna hierzulande eine ähnliche Stimmung wie in der Bibliothek. Wer quatscht, erntet zornige Blicke. Nicht so in Finnland. «Natürlich kann man miteinander reden», sagt Tattari. Wenn es richtig heiss wird, hören die Gespräche aber ohnehin auf. «Man wird still, um sich auf den eigenen Körper zu konzentrieren und zu realisieren, wann man den Saunagang beenden sollte.»

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