DIE MIGROS BEGEHT SCHON VOR DEM HOTELPLAN-VERKAUF VIER FEHLER

Reiseexperten schütteln den Kopf über die öffentlich geäusserten Abstossungspläne der Migros-Manager. Dieselben Probleme gab es schon bei Kuoni.

Die Trennungspläne der Migros vom eigentlich florierenden Reisebüro Hotelplan sorgten bei der Bekanntgabe vor zwei Wochen für Ungläubigkeit in der Reisebranche. Selbst Hotelplan-Geschäftsführerin Laura Meyer war überrascht, wie sie im Interview mit 20 Minuten sagt.

Hinter der Abstossung des einst von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler gegründeten Reisebüros soll McKinsey stecken. Deren Berater sind berüchtigte Zahlenfresser, die schon in viele Unternehmen einritten, Kündigungspläne raushauten und wieder verschwanden, wie der «Focus» schreibt.

Legendär war McKinsey mit der Hunter-Strategie bei der Swissair, als Wachstum um jeden Preis zählte. Die Airline übernahm sich mit dem Kauf von defizitären Konkurrentinnen und kollabierte. Auch Meyer arbeitete jahrelang für die US-Bude.

Doch auch mit den Unternehmensberatern hat die Migros-Spitze keinen Plan beim Hotelplan-Verkauf, wie die «NZZ am Sonntag» unter Bezug auf Brancheninsider schreibt. Es dürfte ein schwieriger Verkaufsprozess werden.

Über diese vier Fehler der Migros schütteln Reiseexperten den Kopf:

Hotelplan geschwächt

Der Januar sei der «dümmstmögliche Zeitpunkt gewesen, eine Verkaufsbotschaft zu überbringen», heisst es im Bericht. Denn das Reisegeschäft basiere auf Vertrauen. Kundinnen und Kunden zahlen vorab und lösen ihre Ferien oft erst Monate später ein. Im Interview mit 20 Minuten beteuerte Hotelplan-CEO Meyer zwar, dass die gebuchten Ferien noch sicher sind. Doch Unsicherheit sei Gift fürs Geschäft. Die Migros habe das grösste Schweizer Reisebüro erheblich geschwächt. Da Hotelplan vor Bekanntgabe aber einen Lauf gehabt habe, dürfte im März trotzdem ein Rekordergebnis für das vergangene Jahr herauskommen.

Sinkender Verkaufswert

Durch die Schwächung von Hotelplan dürfte der Verkaufswert sinken. Die Schweiz erlebte schon einmal einen solchen Fall. Vor neun Jahren sagte der damalige Kuoni-Präsident Heinz Karrer ebenfalls im Januar, dass er das Reisegeschäft verkaufen wolle. Darauf seien die Umsätze eingebrochen, sagt ein damals involvierter Manager. «Die Leute haben nicht mehr bei uns gebucht, weil sie nicht wussten, ob ihre Ferien noch sicher sind.» Das habe potenzielle Käufer abgeschreckt. Die zum deutschen Supermarkt Rewe gehörende Firma DER Touristik habe Kuoni dann deutlich unter Wert kaufen können.

Nicht aus der Vergangenheit gelernt

Die Migros-Manager hätten den Fall Kuoni kennen sollen. Hotelplan wollte damals noch Teile von Kuoni übernehmen. Jetzt begehen sie denselben Fehler.

Schlechte Verkaufsposition

Die Migros habe sich durch die öffentliche Verkaufsabsicht in eine schlechte Verkaufsposition gebracht. Weil die Genossenschaft öffentlich sagte, dass das Reisegeschäft nicht zum Kern der Migros passe, könne sie nun auch kaum mehr zurück, was es potenziellen Investoren erlaube, den Preis zu drücken. Wäre sie hingegen nicht an die Öffentlichkeit gegangen, hätte sie in Ruhe im Hintergrund auf Käufersuche gehen können.

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