WANN BERUHIGEN SICH DIE PREISE FüR FLüGE UND FERIEN WIEDER?

Wohin reisen Schweizerinnen und Schweizer diesen Sommer? Und wie? Andrea Beffa, Chefin des Reiseverbands, gibt Antwort und sagt, wie man sich am besten vorbereitet.

Frau Beffa, Sie sind seit vier Monaten Chefin des Reiseverbands. Wie war der Start im neuen Amt?

Er war durchaus positiv. Ich habe bereits zahlreiche Themen und Personen kennen gelernt. Die Rahmenbedingungen in der Reisebranche sind für einen solchen Stellenantritt heute definitiv besser als noch vor einem oder zwei Jahren.

Sie sind die erste Frau im Amt.

Ja, den SRV gibt es schon seit knapp 100 Jahren und ich bin die erste Geschäftsführerin.

Wie geht es den Reisebüros zurzeit?

Es ist ein positives Reisejahr. Umsatzmässig bewegen wir uns im Rahmen des Vor-Pandemie-Niveaus.

Die Preise für Flüge und sonstige Tourismusdienstleistungen sind stark gestiegen. Beruhigt sich die Lage wieder?

Da spielen verschiedene Faktoren wie die Inflation, der Krieg und damit verbundene erhöhte Energiepreise mit. Auch das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage und dass die Kapazitäten noch nicht da sind, wo sie vor der Pandemie waren. Es ist schwierig abzuschätzen, wie sich die Preise entwickeln. In den letzten Monaten waren sie aber stabil.

Auf hohem Niveau stabil?

Pauschal beantworten lässt sich dies nicht. Im Fall der Swiss sind die durchschnittlichen Flugpreise im Vergleich zu 2019 um 15 bis 20 Prozent gestiegen – aber je nach Airline, Destination oder Nachfrage variieren die Preise erheblich. Sowohl nach unten wie nach oben.

Wie viel höher ist denn die Zahlungsbereitschaft?

Das ist von Kunde zu Kundin verschieden. Wir beobachten aber, dass sie sich mehr gönnen, auch mal eine höhere Hotelkategorie oder auf Fernstrecken auch einmal einen Sitz in der Businessclass buchen.

«Es wird Monate im Voraus gebucht, da die Menschen wieder Planungssicherheit spüren.»

Es wird enorm viel geflogen. Bricht die Nachfrage im Inlandstourismus diesen Sommer ein?

Während der Pandemie haben wir unser eigenes Land schätzen gelernt, das wird nicht einfach einbrechen. Zudem kommen auch wieder mehr Leute aus dem Ausland, beispielsweise kehren dieses Jahr die Touristen aus China zurück. Ich denke darum nicht, dass der Inlandstourismus leiden wird.

Stellen Sie nach Corona ein verändertes Reiseverhalten fest?

Nicht ein verändertes Reiseverhalten, aber ein verändertes Buchungsverhalten. Die Vorausbuchungsfrist ist wieder länger, es wird mehrere Monate im Voraus geplant und gebucht, da die Menschen auch wieder die Sicherheit spüren, dass sie längerfristig planen können.

Wie sieht es mit Öko-Reisen aus? Werden nachhaltige Reisen stärker nachgefragt?

Es ist definitiv ein wichtiger Aspekt und heute noch aktueller als noch vor ein paar Jahren. Der Konsument entscheidet sich auch gern für eine nachhaltige Option, wenn sie zu einem nachvollziehbaren Preis zu haben ist. Für Destinationen, die in sechs Stunden zu erreichen sind, spüren wir eine stärkere Nachfrage nach Zugreisen. Auch bei Geschäftsreisen wird jetzt mal eher auf den Zug gesetzt als aufs Flugzeug.

Welche Probleme beschäftigen derzeit die Reisebranche?

Der Fachkräftemangel ist momentan die grösste Herausforderung für die Branche. Bei einigen Reiseveranstaltern und Reisebüros fehlt es an Reiseberatern und Reiseberaterinnen.

Was unternimmt der Schweizer Reiseverband dagegen?

Wir sind sehr aktiv, was die Gestaltung von Aus- und Weiterbildungen in der Branche angeht, und versuchen so, Nachwuchs zu gewinnen. Auch Quereinsteigern wollen wir den Einstieg ermöglichen, indem wir mit einer Partnerschule kooperieren.

Wie schlimm ist der Fachkräftemangel in den Reisedestinationen?

Die Personalkapazitäten wurden an den meisten Orten wieder hochgefahren, es gibt aber wohl noch einige Stellen, wo es an Personal fehlt. Zum Beispiel an Flughäfen oder in den Feriendestinationen. Handlungsbedarf gibt es auch in der Schweiz, wie beispielsweise an den Sicherheitskontrollen des Flughafens Zürich, wo es bei der Kantonspolizei an Personal mangelt.

Droht diesen Sommer wieder ein Chaos?

Es wird auch dieses Jahr wieder eine Herausforderung sein, mit einem Chaos in den Feriendestinationen rechne ich nicht. Es lohnt sich, wenn man sich gut vorbereitet und sich frühzeitig über die Situation vor Ort informiert.

Wohin zieht es die Schweizerinnen und Schweizer diesen Sommer?

An die klassischen Mittelmeerdestinationen wie Spanien, Griechenland, die Türkei oder Zypern. Auch Ferndestinationen wie die USA und Asien werden diesen Sommer wieder bereist.

Und wohin zieht es Sie?

Ich reise nach Kreta, da bin ich jeweils schon als kleines Kind hingereist.

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