ES KüNDIGT SICH EIN TOURISMUS-REKORD IN EUROPA AN – DIE HOTSPOTS UND DIE GRüNDE

Gleich mehrere Grossevents ziehen Massen an Touristen in die europäischen Metropolen und Reisehotspots. Was uns diesen Sommer erwartet, erfährst du hier.

«Viel Glück in Europa, diesen Sommer»: So titelte CNN vor Kurzem einen Artikel und warnte damit Ferien-hungrige Amerikanerinnen und Amerikaner vor einer Reise auf den Alten Kontinent. Es werde sehr teuer und sehr voll, so das US-Medium.

Tatsächlich entwickelt sich der Tourismus in Europa überdurchschnittlich gut. Das geht unter anderem aus dem globalen «Travel Trends 2024»-Bericht vom Mastercard Economics Institute hervor. Demnach zeigt sich die Branche als eine der widerstandsfähigsten innerhalb der europäischen Wirtschaft – höheren Zinssätzen und Inflation zum Trotz.

Das sind die Gründe

Sportliche Grossanlässe

Die Fussball-EM in Deutschland zieht die Massen an, wie Videos aus den Fan-Zonen vor Ort zeigen. Einer Studie zufolge soll der Grossanlass für zusätzliche 600'000 Touristinnen und Touristen aus dem Ausland sorgen. Insgesamt sollen 1,5 Millionen Hotelbuchungen anfallen – und das ebenfalls zusätzlich zum normalen Tourismus. Diese Massen müssen bewältigt werden – und wie Berichte von vor Ort zeigen, stösst besonders der öffentliche Verkehr dabei bereits an seine Grenzen.

Die Europameisterschaft geht mit dem Finale am 14. Juli zu Ende. Nur zwölf Tage später startet in Paris der nächste sportliche Grossanlass: die Olympischen Sommerspiele. Die Veranstalter rechnen mit 15 Millionen Besucherinnen und Besuchern. Davon sollen zwei Millionen aus dem Ausland anreisen.

Gäste aus den USA

Zusätzlich zum innereuropäischen Tourismus gibt es ein gestiegenes Interesse aus den USA. «Die Nachfrage ist im Vergleich zum letzten Jahr erheblich gestiegen», sagt Tom Jenkins, CEO der European Tourism Association, zu CNN. Viele amerikanische Reisebüros verzeichnen Rekordbuchungen für Länder in Europa.

Taylor Swift

Und dann tourt auch noch US-Popstar Taylor Swift durch Europa. Was uns am 9. und 10. Juli in Zürich erwartet, zeigen Berichte aus Edinburgh. Die 200'000 Fans verursachten so starke Erschütterungen, dass diese noch sechs Kilometer weiter messbar gewesen seien.

Erste Erschütterungen spürt bereits die Hotelbranche: Zürcher Hotels sind an diesen beiden Tagen praktisch ausgebucht, der Campingplatz in Wollishofen ist komplett voll.

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Das sind die Hotspots

Auch als Folge der Fussball-EM in Deutschland befinden sich gleich zwei deutsche Städte unter den Trend-Destinationen in Europa für die Monate Juni bis August. Als Trend-Destination gelten Städte, für welche die Nachfrage in diesen Monaten am stärksten zunehmen wird.

Das sind die Top-Acht in diesem Sommer:

8. Frankfurt, Deutschland

In Frankfurt steht nicht nur die Europäische Zentralbank (EZB), sondern auch viele Grossbanken. Hier finden aber auch fünf EM-Spiele statt, darunter ein Achtelfinale.

7. Chania, Kreta, Griechenland

6. Split, Kroatien

5. Istanbul, Türkei

4. Korfu, Griechenland

Nicht zuletzt aufgrund seiner wunderschönen Strände rangiert auch Korfu, die Insel vor der griechischen Nordwestküste im Ionischen Meer, unter den Top-Destinationen in diesem Sommer.

3. Nizza, Frankreich

2. Tirana, Albanien

Der Tourismus in Albanien erfährt in letzter Zeit besonderen Auftrieb. So hat sich gemäss «Travel Trends 2024»-Bericht die Zahl der Flugverbindungen seit 2019 verdoppelt, und die Zahl der Ankünfte von Touristinnen und Touristen ist von 12 Millionen im Jahr 2019 auf 17 Millionen im Jahr 2023 gestiegen.

1. München, Deutschland

Die bayrische Hauptstadt erhält in diesem Sommer den stärksten Nachfragezuwachs. Hier finden im Juni und Juli insgesamt sechs EM-Spiele statt, dazu gehörte das Eröffnungsspiel sowie eines der zwei Halbfinals. Neben der imposanten Allianz Arena gibt es aber in München auch sonst jede Menge Sehenswertes.

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Und was ist mit der Schweiz?

Die hiesige Hotellerie verzeichnete bereits im vergangenen Sommer einen Rekordwert an Übernachtungen. Und auch in der abgelaufenen Wintersaison 2023/24 gab es in der Schweiz einen neuen Rekord; die Schweizer Hotellerie hat so viele Gäste empfangen wie noch nie. Dies lag zum einen am anziehenden Zustrom aus dem Ausland, vor allem aber daran, dass die Schweizerinnen und Schweizer auch noch nach der Pandemie vermehrt im Inland Ferien machen.

Dass sich für die Sommermonate 2024 ein erneuter Rekord anbahnt, ist durchaus möglich. Laut Ökonomen könnte die Nachfrage aus Europa und der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr zwar wieder leicht sinken.

Dafür dürften die Fernmärkte für starke Wachstumsimpulse sorgen. Nicht nur in Europa, auch hierzulande könnten Gäste aus den USA dabei zum entscheidenden Faktor werden: Gemäss Prognosen könnten die Staaten zum wichtigsten ausländischen Herkunftsmarkt avancieren. Ökonomen des Schweizer Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Economics erwarten für den Sommer insgesamt einen Anstieg zum Vorjahr von 0,9 Prozent auf 24,2 Millionen Logiernächte, wie sie am Dienstag mitteilten.

Auch Schweiz Tourismus spürt viel Optimismus in der Branche. Insbesondere die grossen Tourismusbetriebe erwarten gemäss einer Umfrage im Sommer einen deutlichen Anstieg: Für die wichtigsten Monate Juli und August gehen diese gar von bis zu 12 Prozent mehr Logiernächten und Frequenzen aus als im Vorjahr.

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Droht also auch hierzulande ein «Zuviel» an Touristinnen und Touristen? Zumindest der Schweiz-Tourismus-Direktor Martin Nydegger sieht kein generelles Overtourism-Problem – trotz punktueller Verdichtungen. Das Wachstum im Sommer dürfte sich vor allem auf die Hauptsaison im Juli und August sowie besonders beliebte Ferienorte konzentrieren, sagte Nydegger gegenüber der Nachrichtenagentur AWP kürzlich. «Es kann somit örtliche und zeitlich Verdichtungen geben, wie etwa jüngst in Lauterbrunnen.» Von einem grundsätzlichen Problem des Overtourism in der Schweiz will er aber nichts wissen. Verdichtungen beträfen demnach nur ganz wenige Orte.

Mit Material der Nachrichtenagenturen Keystone-SDA und AWP.

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