BANGKOK AIRWAYS MISST JETZT DAS GEWICHT SEINER PASSAGIERE

Die thailändische Fluggesellschaft ermittelt neuerdings das Körpergewicht ihrer Gäste, «streng vertraulich» natürlich. Was kommt als Nächstes, Ticketpreise nach Körpergewicht?

Es klingt wie Flugscham, nur ganz anders: Passagiere der Fluglinie Bangkok Airways werden seit dem Wochenende mitsamt ihrem Handgepäck auf die Waage gestellt, um die Gesamtlast im Flugzeug zu berechnen. Wer hätte gedacht, dass nach Bordkarten zum Selbstausdrucken, Handgepäck in eine Massschablone stopfen und immer enger gestellten Sitzreihen der Tiefpunkt der Demütigungen für die Fluggäste noch nicht erreicht war?

Der öffentlich-rechtliche Sender Thai PBS meldete kürzlich, dass die Fluglinie diese Messungen bis zum 31. Oktober an den Abfluggates durchführen wolle. Das Management der Fluggesellschaft versicherte, dass die im Rahmen des Verfahrens gewonnenen Informationen «streng vertraulich» behandelt würden. Ziel sei es, die Zusammenstellung der Durchschnittsgewichtsdaten zu verfeinern, um die Präzision und Zuverlässigkeit des Flugbetriebs zu verbessern. Die Fluggesellschaft «freue sich auf die proaktive Unterstützung und Mitarbeit ihrer Passagiere – und ist optimistisch».

Es geht um Sicherheit und die Umwelt

Nicht jeder Mensch will sein Gewicht mit anderen teilen, viele wollen es nicht mal selbst so genau wissen. Also wird sich die Freude bei den Passagieren womöglich in Grenzen halten. Viele Südostasien-Feriengäste reisen mit Bangkok Airways von Thailand zum Beispiel weiter nach Kambodscha, Laos, auf die Malediven, nach Myanmar, Singapur und Vietnam. Es kommen also auch internationale Besucher auf die Waage, die im Vergleich zu den Einheimischen meist schwerer sind.

Nun vermutet man als erfahrener, also auch gebeutelter Flugreisender, dass es über den Wolken bald noch enger wird. Was kommt als Nächstes – Ticketpreise nach Körpergewicht? Wer schon mal einen Kontinentalflug neben einem sehr grossen Menschen verbracht hat, findet das vielleicht gerecht. Nur leider ist es schnell passiert, dass man als grösserer Mensch über die Flugzeugsitze hinausragt, in jeder Richtung.

Zu den vielen anderen Extras, für die man heute bezahlen muss, wie ein reservierter Sitzplatz oder ein Snack, gehören mittlerweile auch sogenannte XL-Sitze. Die sind aber nicht «Extra Large» in dem Sinn, dass sie übergrosse Passagiere bequem befördern könnten. Sie bieten nur etwas mehr Beinfreiheit.

Air New Zealand hat über 10'000 Passagiere gewogen. Auch Korean Air stellt seine Kundschaft auf die Waage.

Bei Bangkok Airways versichert man, es gehe beim Wiegen nur um die Sicherheit und ökologische Notwendigkeiten. Es «entspricht den Standardmassnahmen der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation» und soll die Berechnung des Startgewichts genauer machen. Das wiederum hilft bei der Berechnung des notwendigen Treibstoffs.

Die Fluglinie aus Thailand ist kein Einzelfall: Air New Zealand hat seit Juni bereits mehr als 10'000 Passagiere gewogen. Auch Korean Air stellt seine Kundinnen und Kunden bereits auf die Waage. Das «habe nichts mit Bodyshaming» zu tun, schrieb CNN, als die Massnahme im August angekündigt wurde.

Südkoreas Ministerium für Land, Infrastruktur und Transport habe alle südkoreanischen Fluggesellschaften angewiesen, Passagiere samt Handgepäck zu wiegen, um seine Standards bezüglich des Gewichts und der Balance der Flugzeuge zu aktualisieren, so ein Sprecher der Airline. Die Berechnungen müssen alle fünf Jahre durchgeführt werden. Denn tendenziell werden die Menschen in den entwickelten Teilen der Welt, in denen viel geflogen wird, immer schwerer.

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2023-09-20T08:31:50Z dg43tfdfdgfd