KANARIER GEHEN AUF DIE BARRIKADEN: WO TOURISTEN-MASSEN SONST NOCH NICHT WILLKOMMEN SIND

Auf den kanarischen Inseln demonstrieren Einheimische gegen die negativen Folgen des Tourismus. Doch auch an anderen Orten sind Touristen nicht gerne gesehen.

«Tourist go home!» Am Samstag demonstrierten Einwohnerinnen und Einwohner auf allen sieben Inseln der Kanaren. Sie fordern soziale Gerechtigkeit und kämpfen für eine Eindämmung des Tourismus.

Touristen wird vorgeworfen, die Preise auf den Kanarischen Inseln hochzutreiben. Gerade auch durch Airbnb und andere Ferienunterkünfte wurde es für die lokale Bevölkerung in den letzten Jahren schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Doch nicht nur auf den Kanaren sind Touristen Teilen der Lokalbevölkerung ein Dorn im Auge:

Barcelona

Die Kanaren sind nicht die einzige Region in Spanien, wo Touristen nicht bei allen gern gesehen sind. Auch in der katalanischen Hauptstadt gibt es in der lokalen Bevölkerung seit Jahren Unmut gegenüber den vielen Touristen. Wie auf den Kanaren ist auch hier Airbnb ein Problem. Wohnraum wird knapper und teurer.

Gleichzeitig kämpft Katalonien schon länger mit einer Dürre. Hotels entfernen etwa die Stöpsel in den Badewannen. Der berühmte Schaumweinhersteller Freixenet muss wohl bis zu 615 Mitarbeiter vorübergehend entlassen, teilweise sind 30 Jahre alte Rebstöcke abgestorben.

2022 begrenzte Barcelona die Grösse von Reisegruppen und es wurden Lärmschutzmassnahmen ergriffen.

Amsterdam

Die niederländische Hauptstadt ist ein beliebtes Reiseziel für Maturareisen und Jungs-Trips. Viele denken direkt an Coffeeshops, Kiffen und das Rotlichtviertel, wenn sie den Namen der Stadt hören. Die Behörden vor Ort wollen gegen dieses Image vorgehen.

Schon vor mehr als einem Jahr schalteten sie eine Online-Werbekampagne, die partywütige Briten davon abriet, nach Amsterdam zu kommen, wie der Guardian berichtete. Und vor kurzem machte eine neue Kampagne von sich reden: ein Online-Quiz zu den Amsterdam-Benimmregeln.

Auch gegen den Massentourismus wollen sie vorgehen: Die Hälfte der anlegenden Flusskreuzfahrtschiffe soll verbannt werden.

Bali

Die indonesische Insel mit hinduistischer Prägung ist beliebt bei westlichen Touristinnen und Touristen. Ob Flitterwochen oder Selbstfindungs-Trip, Bali bleibt beliebt.

Doch auch auf der Insel der Götter machen Touristen Schlagzeilen mit ungebührlichem Verhalten. Die Behörden haben darum im Februar eine Touristensteuer von umgerechnet ca. 9 Franken eingeführt.

Auch Benimmregeln sollen das Verhalten der Touristen verbessern.

Cornwall

Der wunderschöne Südwesten Englands hat ein gespaltenes Verhältnis zu Touristinnen und Touristen, auch wenn sie aus England selbst kommen. Es kommt wohl nicht von ungefähr, wenn sogar der Tourismus-Chef von Cornwall über die «verdammten Touristen» flucht. Gleichzeitig macht der Tourismus fast ein Viertel der kornischen Wirtschaft aus.

Wie eine Einheimische im britischen Guardian schreibt, ist auch hier Airbnb ein Problem. Die Locals würden aus den schönen Fischerdörfern vertrieben. Die Autorin ruft auch dazu auf, grosszügig Trinkgeld zu geben. Cornwall sei sehr stolz auf seine Geschichte und Kultur. Die Bevölkerung hat sich auch die eigene keltische Sprache bewahrt.

Die kornische Band A Blaze of Feather gibt ein Konzert an der malerischen Küste Cornwalls., Video: YouTube/Eloha

Venedig

Die geschichtsträchtige italienische Stadt hat seit langem mit Massentourismus zu kämpfen. In der Hochsaison zählt Venedig etwa 100'000 Touristen, während die Stadt nur halb so viele Einwohner zählt.

Vom 25. April bis 5. Mai müssen Tagestouristen nun erstmals Eintritt bezahlen: Wer die Stadt mit ihren pittoresken Kanälen besuchen will, zahlt 5 Euro. Das Ticket muss online gelöst werden. Wer unter 14 Jahre alt ist oder vor Ort übernachtet, ist von der Ticketpflicht befreit. Wer ohne Ticket erwischt wird, riskiert eine Busse zwischen 50 und 300 Euro.

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