LONDONER TOWNHOUSE JAPANISCH INSPIRIERT: UNPERFEKT IST DAS NEUE PERFEKT

London Townhouse

Eine klosterähnliche Atmosphäre zu kreieren, war die Idee bei der Renovierung dieses Londoner Townhouses in London.

Im Zentrum der luxuriösen Nachbarschaft von Knightsbridge gestalteten Tuckey Design Studios ein Londoner Townhouse als urbanen Rückzugsort, der rundum der Ruhe und Kontemplation gewidmet ist. Bekannt ist der noble Stadtteil vorwiegend für seine eleganten Boutiquen, viktorianischen Stadthäuser, kunstvollen Fassaden und natürlich Harrods – den weltberühmten Einkaufstempel.

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Willkommene Unvollkommenheit

Bewohnt wird das dreistöckige, frühviktorianische Reihenhaus aus den 1840er Jahren von einem in Hongkong lebenden Kunden, der die britische Metropole häufig besucht und eine persönlichere Alternative zu den vielen Hotelaufenthalten suchte. Beim Erwerb der 65 Quadratmeter großen Immobilie während des Lockdowns Ende 2020 befand sich das Haus im bedauernswerten Zustand. Doch schreckten auch große Wasserschäden, kaum natürlicher Lichteinfall und zahlreiche Trennwände den künftigen Hausherren nicht davor ab, das Objekt, das er zuerst nur aus dem Internet kannte, zu erwerben.\\So wurde schnell um die Hilfe des Londoner Designstudios „Tuckey Design“ gebeten. Schicht um Schicht befreiten die Architekt:innen die historische, unperfekte Grundstruktur des Gebäudes und setzten sie neu in Szene: gewünscht war eine minimalistische, klosterähnliche Atmosphäre als Kontrast zur Hektik des Londoner Stadtlebens. Zugleich sollten die Räume als raffinierte Kulisse für die Kunstobjekte des Kunden dienen. „Wir hatten viel Freude daran, die ursprüngliche Struktur freizulegen. Sie wird nun von einem neuen, klaren Holzskelett gestützt, das leichte Unterteilungen umschließt, die von den Wänden zurücktreten, um die Zirkulation von Luft und Licht zu ermöglichen“, sagt Dan Stilwell von Tuckey Design Studios.

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Natürliche Schönheit

Das Konzept, möglichst viel vom alten Holzfachwerk und dem Gemäuer freizulegen und damit spannende Einblicke in die Geschichte des Gebäudes zu bieten, orientiert sich an der Gestaltung der kaiserlichen Villa Katsura im japanischen Kyoto. Auch hier wollte man alte Strukturen nicht verbergen, sondern vielmehr ihre Unvollkommenheiten genießen. Zum ursprünglichen, charakteristischen Holz ergänzten die Architekt:innen Massivhölzer und schafften so eine inspirierende Konversation zwischen Alt und Neu.\\Auch insgesamt fungiert Holz als zentrales Material, sodass Tuckey Design Studios für das Projekt das Bild eines Baumes heranzogen: Demnach dient ein einzelner Pfosten im Erdgeschoss als „Stamm“, der sich nach und nach in Form von neuen und alten Verästelungen in alle Richtungen durch das Gebäude ausbreitet und schließlich im Sperrholzdach gipfelt.

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Eine dramatische Treppe, fast schwebend

Ein zentrales Element des Hauses ist außerdem die skulpturale, in tiefem Nachtblau gebeizte und von Schiffsbauer-Hand aus Sperrholz gefertigte Treppe. Der schlangenförmige Handlauf bildet laut der Gestalter:innen die wellenartige Form eines japanischen Fude-Pinsels nach, der über Papier gestrichen wird. „Die offene Raumstruktur gibt unerwartete Blicke auf die Treppe frei, die die sie umgebenden Wände nicht berührt und rätselhaft erscheint, da ihre Befestigungen im Verborgenen bleiben und das Sonnenlicht die geschwungenen Kurven umspülen und das darunter liegende Untergeschoss durchfluten kann“, beschreibt Dan Stilwell.

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Rustikales Holz und gekalkte Ziegel

Neben dem Holz bedienten sich die Architekt:innen einer natürlichen Materialpalette aus Stein, Beton und Ziegel, die zusammen mit den weißen Wänden Ruhe und Geborgenheit ausstrahlen. Im Erdgeschoss korrespondieren die alten, aber neu verlegten Holzdielen mit den Balken an der Zimmerdecke; ein großes Sprossenfenster aus Holz lässt natürliches Licht ins Wohnzimmer. Ein Blickfang ist der freigelegte Schornstein, der über alle drei Stockwerke hinweg, mit weißer Kalkfarbe gestrichen, die Räume optisch vergrößert und ein Gefühl von Kontinuität vermittelt.

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Ehrlich, hell und fast wie im Kloster wirkt das Londoner Townhouse

In der Küche, mit den dunklen Holzbalken an der Decke, dem Boden aus Waschbeton und der Arbeitsplatte aus Gussbeton, strukturieren maßgefertigte Schränke und offene Regale den Raum und bieten viel Platz für Glaswaren und Objekte. Eine Teilwand trennt die Küche vom Arbeitszimmer, in dem ein großzügiges Dachfenster den Raum mit natürlichem Licht erfüllt. „In Anlehnung an den klosterähnlichen Raum, den sich der Bauherr wünschte, spiegelt der natürliche Lichteinfall im gesamten Gebäude eine Kommunikation mit der Natur wider“, fasst Ryuta Hirayama, Projektarchitekt bei Tuckey Design Studio, abschließend zusammen.

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