Homestory
Ein Landhaus unweit von Madrid entfernt, dient dem Interior-Duo Casa Josephine als Rückzugsort von dem Trubel der Großstadt.
Das Feriendomizil von Iñigo Aragón und Pablo López Navarro liegt zwar „ganz weit draußen“ – um alles, was nach typischem Landhaus-Stil aussieht, haben die Gründer des Madrider Interiorbüros Casa Josephine allerdings einen großen Bogen gemacht. Bei der Gestaltung ihres Retreats setzten sie stattdessen auf Eighties-Flair mit japanischen Einsprengseln und Design à la Gae Aulenti.
La Losa ist ein 500-Seelen-Dorf nordnordwestlich von Madrid, die nächste Kleinstadt heißt Segovia und liegt 13 Kilometer entfernt. Es ist eine geschichtsträchtige Region; schon im Mittelalter war Segovia ein Haltepunkt auf den Cañadas Reales, dem Netz von Viehtriften, das die iberische Halbinsel durchzog. Ganz in der Nähe liegt, umgeben von 600 Hektar Wald, der Palacio Real de Riofrío, ein um 1750 im italienischen Stil erbautes Königsschloss. Als idyllischer Rückzugsort bietet sich La Losa also geradezu an, zumal Madrid in weniger als einer Autostunde zu erreichen ist. Es ist auch nicht so, dass Aragón und López Navarro eine Aversion gegen den klassischen Landhaus-Stil hätten. „Der Punkt ist nur: So etwas haben wir schon einmal gemacht, in La Rioja“, erklären sie und spielen damit auf das charmante, kleine Landhotel an, das sie seit 2009 in Sorzano betreiben und das zum Namensgeber ihres Innenarchitektur-Büros wurde.
&Dieses Mal also stellten sie sich etwas ganz anderes vor. Kurz vor Beginn der Pandemie hatten sie das Haus in La Losa erworben, „um einen Zufluchtsort auf dem Land zu haben, wenn wir dem Smog und der unerträglichen Sommerhitze in der Stadt entkommen wollen“, erinnert sich López Navarro. „Es musste weder groß noch ausgefallen sein. Wir suchten etwas Bescheidenes, das nicht allzu viel Arbeit macht und leicht zu renovieren ist.“ Im Grunde genau dieses Haus: landestypische Architektur, 100 Quadratmeter Wohnfläche und dazu ein Garten von 50 Quadratmetern.
&Für die Umgestaltung stellten sie ein paar einfache Prämissen auf: „Wir wollten vermeiden, dass das Haus rustikal wirkt oder wie eine Stadtwohnung, die aufs Land geraten ist.“ Stattdessen frönten sie ihrem Faible für den Stil der 1970er- und 80er-Jahre, für japanische Ästhetik und Arbeiten der italienischen Architektin und Designerin Gae Aulenti. Ein weiteres Ziel des Duos war es, jeden Zentimeter und jeden Winkel maximal auszunutzen. „Noch nie zuvor habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, alles so millimetergenau wie nur möglich auszumessen“, gesteht López Navarro. Um die Räume großzügiger wirken zu lassen, setzten sie Spiegel ein, wählten dezente Farbtöne und spielten mit klaren geometrischen Formen. So finden sich etwa schwarz-weiße Streifen und Schachbrettmuster in der Küche, im Esszimmer und im Wohnbereich.
&Die originale Balkenstruktur des Dachs blieb erhalten, einige der Zwischenräume wurden allerdings genutzt, um zusätzliche Fenster oder einen Balkon einzubauen. Das Erdgeschoss besteht aus drei Bereichen, darunter zwei Wohnzimmer mit maßgefertigten Möbeln, die in kürzester Zeit so variiert werden können, dass die Räume auch als Büro einsatztauglich sind. Der dritte Bereich umfasst das Esszimmer und die Küche, die von einem lokalen Handwerker in Handarbeit gefertigt wurde. Im Obergeschoss führt ein Flur in die beiden Schlafzimmer mit jeweils eigenem Bad. Auch hier wurden schlichte geometrische Formen wie Quadrate, Kreise und Dreiecke eingesetzt – so bei den hölzernen Gitterwänden oder den Textilien, von denen einige von Casa Josephine entworfen wurden. Aber auch antike japanische Stoffe aus dem 19. Jahrhundert haben ihren Auftritt. Gemäß dem Motto „jeder Zentimeter wird genutzt“ zogen die neuen Besitzer eine Art Dachboden ein, ein kleines Zwischengeschoss, in das man von einem der Schlafzimmer aus gelangt – das Lieblingsversteck ihrer Neffen und Nichten.
&Bei aller Distanz zu pseudobäuerlichem Ambiente gibt es gleichwohl hier und da versteckte Anspielungen aufs Landleben, etwa französische Gemälde mit Pferdemotiven. Eine lokale Inspiration war der Grundriss des Königspalastes Riofrío mit seinen Enfiladen – sage niemand, dass man ein solches Merkmal höfischer Architektur nicht auch auf einen kleinen Maßstab von gerade einmal 100 Quadratmetern übertragen könne. Das Haus ist zwar nicht hektarweise von Wald umgeben, verfügt aber über einen Garten samt Pool, der im Sommer zum Entspannen einlädt. Ein guter Ort also, wenn Hitze und Smog im Sommer an Flucht aufs Land denken lassen.
Styling: Amaya de Toledo
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