DIESER HERUNTERGEKOMMENE BAHNHOF IST HEUTE EIN PRäCHTIGES LUXUSHOTEL

Über Jahrzehnte waren Fotografen und Abenteurer die einzigen Besucher des ehemals pompösen Bahnhofs Canfranc an der spanisch-französischen Grenze. Nun hat das Gebäude ein zweites Leben erhalten.

Vor der Kulisse der schneebedeckten Pyrenäen steht im malerischen Aragon-Tal ein prächtiges Gebäude. Doch vor wenigen Jahren hätten die meisten Touristen den Bahnhof von Canfranc wohl noch übersehen, während er Einheimischen ein Dorn im Auge war. Denn das Gebäude, in dem heute ein Fünfsternehotel seine Gäste empfängt, sah vor wenigen Jahren noch verlassen und heruntergekommen aus – doch von Anfang an.

1928 wurde der internationale Bahnhof Canfranc in Anwesenheit des spanischen Königs und des französischen Staatspräsidenten mit viel Pomp eingeweiht. Der Bahnhof liegt zwar auf spanischem Boden, befindet sich aber sehr nahe der französischen Grenze. Während des Zweiten Weltkriegs war Canfranc Schauplatz von Verhaftungen, Spionage und Goldschmuggel, wie CNN schreibt.

Bahnhof hat bewegte Geschichte hinter sich

In den Jahren vor der Besetzung von Canfranc durch die Nazis diente der Bahnhof zunächst Tausenden von europäischen Juden und anderen Gruppen, die vom deutschen Regime verfolgt wurden, als Fluchtweg in die Freiheit, darunter Künstlern wie Max Ernst und Marc Chagall und der Tänzerin Josephine Baker.

Der Bahnhof erleichterte auch die Durchreise von Spionen, die sich der französischen Anti-Nazi-Resistance anschlossen und Nachrichten an die alliierten Länder übermittelten. Im November 1942 übernahmen die Nazis jedoch die Kontrolle über Canfranc, was die Flucht zunehmend erschwerte und zu zahlreichen Verhaftungen führte.

100 Tonnen Nazigold

Canfranc war die einzige spanische Gemeinde, die von den Nazis besetzt war, und nach Ende des Krieges kursierten bald erste Gerüchte über Goldschmuggel, der durch den Bahnhof erfolgt sein soll. Beweise fehlten lange, bis der Journalist Ramón Fraile Anfang der 2000er-Jahre belegen konnte, dass die Nationalsozialisten zwischen 1942 und 1943 insgesamt über 100 Tonnen Gold über den Bahnhof geschleust hatten.

1970 wurde der Betrieb schliesslich eingestellt. Jahrzehnte später übernahm die Barcelo Hotel Group die Aufgabe, das markante Gebäude in seinem alten Glanz zu restaurieren, und nach jahrelanger Arbeit konnte der Bahnhof Canfranc im Januar 2023 endlich seine Türen für Gäste öffnen.

«Sind zufrieden, dass wieder Leben einkehrt» 

Für Geschichts- und Eisenbahnbegeisterte dürfte eine Reise ins Luxushotel sein Geld wert sein, und laut dem Bürgermeister von Canfranc ist auch bei der Bevölkerung die Freude, dass das Gebäude wieder in neuem Glanz erstrahlt, gross. «Die Wiederbelebung des Bahnhofs wird als grosser Erfolg gewertet», sagt Sánchez Morales. «Wir sind sehr zufrieden, dass in den Bahnhof wieder Leben eingekehrt ist.»

Trotz seines baufälligen Zustands zog Canfranc auch vor der Renovation immer wieder Besucher an. Vor allem Fotografen reisten ins spanisch-französische Grenzgebiet, um einen Blick auf die vergessene europäische Eisenbahngeschichte zu erhaschen. Nun ist dies wieder mit deutlich mehr Komfort möglich: Das «Canfranc Estació», wie das Hotel heisst, besticht durch seine luxuriöse Einrichtung, die trotz Modernität auch an vergangene Zeiten erinnert. Die günstigen Doppelzimmer sind ab knapp 150 Franken pro Nacht erhältlich.

2023-03-14T14:00:56Z dg43tfdfdgfd