DAS IST EINER DER FASZINIERENDSTEN ORTE DER SCHWEIZ

Hast du schon mal von einem Windkolk gehört? Nun, den grössten seiner Art in Europa kannst du in der Schweiz bestaunen – und der ist faszinierend. Du benötigst dafür aber Kondition und wartest besser auf den Sommer.

Es ist ein Anblick, den du nicht mehr vergisst. Du wanderst in der Seilschaft auf dem Gletscher auf eine geschwungene Kante zu. Dann stehst du da ganz vorn und der Gletscher formt einen riesigen Windkolk, den grössten von Europa. Atemberaubend.

Aber vielleicht sollten wir erst erklären, was ein Windkolk überhaupt ist. Teilweise wird dieser auch als Gletscherkolk, Schneetrichter oder Windsichel bezeichnet. Er entsteht, wenn durch starke Winde an einem Hindernis – etwa einem Fels – ein Freiraum im Gletscher oder Schnee entsteht. Du kennst das vielleicht im Kleinen auch von Gebäuden oder bei Zäunen. Der ständige und gleichmässige Wind sorgt dafür, dass der Schnee ständig erodiert und so der Windkolk wächst.

Das hört sich vielleicht alles ein wenig kompliziert an. Schauen wir uns deshalb gleich den grössten Windkolk Europas an:

Dieser Windkolk oben befindet sich vor dem 3006 Meter hohen Hinter Spitzalpelistock und bildet das eine Ende des Hüfifirns, des grössten Gletschers im Kanton Uri. Das Naturphänomen selbst ist rund 50 Meter hoch und ungefähr 500 Meter lang – ein wahrlich unbeschreiblicher Anblick.

Wer lieber einfach ein Video schaut.

Direkt anschliessend entstand noch ein kleinerer Windkolk unter dem Fels, auf welchem die Planurahütte – praktisch auf der Kantonsgrenze von Uri und Glarus – steht. Dieser geht neben seinem grossen Bruder jedoch fast unter.

Unterhalb des grossen Windkolks hat sich ein kleines Seeli gebildet. Wenn du da unten stehst, wird dir erst richtig bewusst, wie gross das alles ist.

Zugang auf Wanderwegen

Doch wie kommst du überhaupt dahin? Nun, im Normalfall übernachtest du in der Planurahütte und bist sicher zwei Tage unterwegs (Achtung: Bewartungszeiten im Sommer nur von Ende Juni bis Ende September, siehe dazu auch die Infobox ganz unten).

Schweiz der Rekorde

In Schweiz der Rekorde stellen wir Rekorde der Schweiz vor. Gerne Welt- und Europarekorde, vielleicht auch mal «nur» eine nationale Bestmarke. Vom reinsten Gold der Welt über den höchsten Wandergipfel Europas bis zur ersten umweltneutral betriebenen Luftseilbahn der Welt hat es für vieles Platz. Idealerweise sind diese Rekorde mit einem Outdoor-Erlebnis verknüpft.

Falls du auch solche Rekorde kennst, schreib mir auf [email protected].

Die Hütte erreichst du auf Wanderwegen entweder vom Tierfehd in rund 7:30 Stunden (via Hinter Sand, da könntest du auch mit dem Alpentaxi hoch, dann bist du zwei Stunden schneller) oder von der Claridenhütte aus via Ober Sand in rund 5 Stunden.

Du bist immer auf T3-Wegen (weiss-rot-weiss) unterwegs. Im oberen Bereich führt der Weg auch im Hochsommer über Schneefelder, exponierte Stellen sind mit einem Seil gesichert. Du musst also wissen, was du tust und entsprechend ausgerüstet sein. Das ist keine Wanderung für Anfänger.

Zugang über den Gletscher

Daneben gibt es noch eine weitere Möglichkeit. Wir erreichten den Windkolk mit einer dreitägigen Tour vom Klausenpass – vorbei am Seeli im Gries und dem Teufels Friedhof – über den Fisetenpass zur Claridenhütte. Das ist eigentlich alles T3, wir nahmen vom Fisetenpass den Weg über das Gämsfairenjoch (T4). Falls du das machen willst: Kläre die Verhältnisse vorher ab und nimm das entsprechende Material mit.

Danach von der Claridenhütte mit dem Gletschertram, einer organisierten Seilschaft, in rund drei Stunden über den Claridenfirn zur Planurahütte. Dieses Gletschertram «fährt» nur während einer Woche im Sommer. Du bist mit einem Bergführer unterwegs und musst dich vorher anmelden. Falls du ohne Bergführer über den Gletscher wandern willst, musst du die entsprechende Ausrüstung und Ausbildung haben.

Die Wanderung über den Gletscher mit dem Gletschertram.

Auf der Planurahütte (Sommersaison von Ende Juni bis Ende September) fühlst du dich wie auf einem anderen Planeten. Hinter dir der Tödi, vor dir die Gletscherwelten und dann noch das eindrückliche Phänomen des Windkolks. Ohne Ausrüstung für den Gletscher kannst du nicht auf den Windkolk. Du kannst diesen aber von unten bestaunen oder von der Planurahütte aus – einfach grandios.

Am nächsten Tag ging es für uns erneut mit dem Gletschertram über den Hüfifirn und das «Iiswändli» zurück auf den Klausenpass. Wie oben erwähnt, hast du von der Planurahütte aus auch die Möglichkeit, auf einem Wanderweg bis Tierfehd abzusteigen. Aber egal, welche Route du nimmst. Den Moment, wenn du den grössten Windkolk Europas erstmals siehst, den vergisst du nicht mehr.

Windkolk in zwei Tagen

Es gibt auch die Möglichkeit, mit dem Alpentaxi abzukürzen. Ab Linthal Bahnhof oder Tierfehd kommst du dann bis Hintersand. Von dort erreichst du die Planurahütte in rund 5:30 Stunden. Für den Rückweg bist du rund 3:30 Stunden unterwegs. Theoretisch also auch an einem langen Tag möglich. Aber mach das nicht. Reserviere eine Übernachtung in der Planurahütte (Bewartungszeiten beachten), du wirst es nicht bereuen. Oder noch besser: Gönne dir drei Tage.

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2024-12-07T16:34:45Z