DAS KANN AN BORD PASSIEREN: WANZEN, PIRATEN, STROMAUSFäLLE: 11 GRüNDE GEGEN FERIEN AUF DEM KREUZFAHRTSCHIFF

Ferien auf dem Kreuzfahrtschiff sind beliebt wie nie: Üppiges Essen, unzählige Aktivitäten und Traumdestinationen im Tagestakt. Doch an Bord kann so einiges passieren – und der Traumurlaub schnell zum Alptraum werden.

Rund 500'000 Schweizerinnen und Schweizer haben für das Jahr 2023 eine Kreuzfahrt gebucht. Bordleben, Baden, Ausflüge – Ferien auf dem Schiff bieten quasi für jeden etwas. Während man bei Flugreisen mit Stress am Airport, Flugausfällen, Überbuchungen oder nervigen Sitznachbarn zu kämpfen hat, kann aber auch auf Kreuzfahrten einiges schiefgehen.

1. Auf Grund laufen

Glücklicherweise sind Untergänge nicht mehr so häufig: Zwischen 1980 und 2012 gingen 16 Kreuzfahrtschiffe so verloren. Besonders dramatisch: das Unglück der Costa Concordia im Jahr 2012. Das Schiff prallte mit rund 4200 Menschen an Bord in einen Felsen vor der italienischen Isola del Giglio und sank teilweise – genauer gesagt: lag auf Grund. Derartige Unfälle sind deutlich häufiger. Zwischen 1972 und 2011 waren 98 Kreuzfahrtschiffe betroffen.

2. Todesfälle auf Schiffen

Zwischen 2000 und 2019 gab es 623 gemeldete Todesfälle auf Kreuzfahrten. Die drei häufigsten Ursachen unter den Passagieren waren Stürze, Herzstillstände und Suizide; bei der Besatzung Suizide, Morde und Stürze. Wer auf einem Kreuzfahrtschiff verstirbt, wird in speziellen Kühlräumen aufgebahrt und bei der nächsten Möglichkeit in seine Heimat überführt.

3. Überlaufende Toiletten

Nach Komplikationen auf einem Kreuzfahrtschiff flog das Unternehmen Carnival 2013 die Passagiere nach wenigen Tagen nach Hause. Einer der Gründe: überlaufende Toiletten. Ein durchschnittliches Kreuzfahrtschiff produziert pro Woche zwischen 500'000 und 800'000 Liter Abwasser. Das sind jährlich mehr als 3,8 Milliarden Liter Abwasser, welche in den Ozean gelangen – immerhin erst nach der Aufbereitung durch oft mehrstufige Kläranlagen.

4. Umweltverschmutzung

Viele Reedereien versuchen, umweltfreundlicher unterwegs zu sein. Aber: Der deutsche Umweltverband NABU hat berechnet, dass die Luftqualität auf Kreuzfahrtschiffen bis zu 20 Mal schlechter sein kann als in einer belebten Innenstadt. Insgesamt produzieren Kreuzfahrtschiffe rund 17 Prozent Stickoxid-Emissionen. Zudem zerstören die Abfälle der Kreuzfahrer Korallenriffe und Ökosysteme der Meere.

5. Feuer und Explosionen

Jährlich verletzen sich rund 60 Menschen durch betriebliche Pannen wie kleine Brände oder Explosionen. Dennoch: Brände mit schwerwiegenden Folgen sind dank Selbstlöschanlagen an Bord inzwischen selten geworden. Letzter grösserer Vorfall war im Februar 2023 ein Brand an Bord der «Viking Orion» im Hafen von Sidney, bei dem 600 Passgiere evakuiert werden mussten.

6. Mensch über Bord

Laut einem Bericht der Cruise Lines International Association gingen zwischen 2009 und 2016 rund 150 Menschen auf Kreuzfahrtschiffen über Bord. Nur in einem Viertel der Fälle wurden die Passagiere auch wieder gerettet. Hauptproblem: Angesichts der schieren Grösse und Unübersichtlichkeit der Schiffe fällt es oft niemandem auf, wenn ein Mensch über die Reling hinweg ins Wasser fällt.

7. Kriminalität und Piraten

Auch auf Kreuzfahrtschiffen kann man Straftaten nicht entgehen. Der grösste Anteil an angezeigten Vergehen fällt auf sexuelle Übergriffe – im Jahr 2016 beispielsweise in 62 von insgesamt 92 angezeigten Straftaten auf Kreuzfahrtschiffen. Piraterie bleibt beispielsweise in den Wasserstrassen Indonesiens oder vor der afrikanischen Ostküste weiterhin ein Problem – allerdings vor allem für Handelsschiffe. Ihre hohen Schiffskörper und ihre deutlich höhere Geschwindigkeit machen Kreuzfahrtschiffe zu schwierigen Zielen für Piraten. Viele Reedereien haben auch aufgerüstet mit Schall- oder Wasserkanonen, um Angreifer abzuwehren.

8. Stromausfälle

Ohne Strom bricht das Gesamtsystem Kreuzfahrtschiff zusammen. Negative Auswirkungen gibt es vor allem aufs Abwassersystem, wie ein Vorfall von 2013 zeigt: Die «Carnival Triumph» geriet im Golf von Mexiko in Brand, die Energieversorgung fiel aus. Fünf Tage lang waren die Passagiere ungeklärten aufsteigenden Abwässern ausgesetzt. Die Frischwasserversorgung war ebenso schwierig wie die Kühlung der Lebensmittel.

9. Bettwanzen und Schädlinge

Ungeziefer an Bord ist nicht immer auf Unsauberkeit oder Nachlässigkeit zurückzuführen. Laut einem Sprecher von Carnival Cruise Lines gelangen Bettwanzen oft durch das Gepäck der Passagiere an Bord. Und auch Lebensmittellieferungen können kleine Plagegeister aller Art an Bord bringen.

10. Infektionsherd

Im Februar 2020 wurde das Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» im Hafen von Yokohama (JP) in Quarantäne genommen. Von insgesamt 2666 Passagieren testete man über 700 positiv auf das damals noch neuartige Corona-Virus. Laut einem Bericht der Center for Disease Control liessen sich rund 17 Prozent der bekannten Covid-Fälle in den USA auf Kreuzfahrtpassagiere zurückführen. Die engen Wohnverhältnisse auf einem Kreuzfahrtschiff bieten ideale Bedingungen für die Verbreitung ansteckender Krankheiten.

11. Städte gegen Kreuzfahrtschiffe

Nicht überall sind die Schiffe gerne gesehen: Nachdem Venedig bereits 2021 den grossen Schiffen ab 25 Tonnen verboten hat, in der Lagunenstadt anzulegen, folgte vor einigen Monaten Amsterdam den Italienern. Gründe für diese Massnahmen sind unter anderem Massentourismus und Umweltverschmutzung. In Amsterdam geht es den Politikern aber hauptsächlich um die Touristen, welche wie «eine Heuschreckenplage» über die Stadt herfallen würden. Ein weiterer Grund ist die Luftverschmutzung – Venedig hatte noch im Jahr 2019 die schlechteste Luftqualität von allen Kreuzfahrthäfen Europas. Mittlerweile hat sich diese deutlich verbessert und man kann damit rechnen, dass weitere Städte – wie Barcelona, wo monatlich rund 200'000 Kreuzfahrende von Bord gehen – folgen werden.

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